Löwenstark: Bifaziale Solarmodule

Doppelseitige Solarmodule werden immer beliebter. Leistungsstarke Technik, hochwertige Materialien – und schick sind die Module auch. Der Name sagt es schon: Bifaziale Solarmodule haben 2 Gesichter. Durch eine besondere Fertigungstechnologie können diese Solarmodule auf Vorder- und Rückseite Solarenergie erzeugen. Ideal sind diese Module dort, wo Sonnenlicht nicht nur auf die Vorderseite fällt, sondern auch auf die Rückseite treffen kann – zum Beispiel Car-Ports. Aber auch aufgeständerte Module auf Flachdächern oder im Freiland profitieren von den Fähigkeiten dieser Hightech-Module.

Bifaziale Solarmodule liegen also voll im Trend. Aber bringt das wirklich etwas? Wir wollten es genau wissen – also Zeit für einen Selbstversuch.

Seit vielen Jahren schon gehört unser Löwe zu uns, und trotzt auf seinem Löwenhügel Wind und Wetter. Der Löwe ist das Meisterwerk eines genialen Künstlers aus dem Spreewald – erschaffen aus dem Holz eines vom Blitz gefällten Baums. Toll wäre es, wenn der Löwe ein Haus bekäme. Luftig und irgendwie modern sollte es sein. Was lag näher als ein Löwenhaus mit einem Dach aus Solarmodulen? Hightech trifft Natur und Kunst!

Realisiert wurde das Projekt aus Solar-Montageschienen mit einem selbst-tragenden Dach aus Solarmodulen. Der Rahmen besteht aus Standard-Aluminiumschienen aus einem Solar-Montageset. Um die nötige Stabilität zu erreichen, wurden jeweils 2 Schienen gespiegelt zu einem gemeinsamen quadratischen Profil zusammengeschraubt (siehe Bild).

Durch diesen Trick konnte auch der luftige Dachüberhang realisiert werden. Die Solarmodule wurden von unten direkt auf die Montageschienen geschraubt. Solarmodule haben aufgrund ihres fest verfügten Komposits aus Glas und Aluminium eine erstaunliche Verwindungsfestigkeit und Stabilität. Das Auf diese Weise entstand ein graziles, und gleichzeitig stabiles Dach. Immerhin wiegen die Module der Standardgröße (1,13m x 1,76m) zusammen 66kg.

Was bringen bifaziale Solarmodule?

Wir haben es getestet. Die erste Version des Löwendachs bestand aus einseitigen Solarmodulen vom Typ “JAM54S31/425Wp”. Das sah aufgrund der schwarzen Unterseite nicht wirklich gut aus. Außerdem wurde das von unten einfallende Streulicht quasi verschenkt.

Deshalb bekam der Löwe nachträglich ein Upgrade aus 3 bifazialen Modulen vom Typ “JAM54D40/425Wp”. Hilfreich für den Vergleich der Technologien war der Fakt, dass Vorgänger- und Nachfolgermodule vom gleichen Hersteller und gleicher Leistungsklasse sind. Außerdem konnte der Löwe in seinem neuen Haus nun nicht mehr einfach so im Garten herumlaufen 😉 Errichtet wurde das Löwendach bereits im Winter 2021. Die bifazialen Module kamen im Juli 2022 hinzu. Wir haben deshalb die Ertragswerte des Löwendachs der jeweils ersten Halbjahre 2022 und 2023 miteinander verglichen.

Hier die Ergebnisse:

  • Ertrag monofazial – Zeitraum 01 – 06 2022: 1250 kWh
  • Ertrag bifazial – Zeitraum 01 – 06 2023: 1690 kWh

Das entspricht einem Mehrertrag von 35%, was lt. Hersteller dem theoretischen Maximum an Ertragsteigerung für bifaziale Module entsprechen dürfte. Hintergrund dieser positiven Bilanz sind vermutlich die folgenden 2 Hauptfaktoren:

  • Die Module sind mit einem Neigungswinkel 25% alles andere als optimal ausgerichtet. Außerdem ist die Konstruktion ab Nachmittag teilverschattet. Das heißt, dass ein nicht unerheblicher Teil des Löwendach-Ertrags aus diffusem Streulicht stammt.
  • Genau dieses Streulicht trifft nun konstruktionsbedingt beinahe ungehindert auf die solarempfindliche Rückseite der Module. Das erklärt den überproportionalen Ertragszuwachs durch den Einsatz bifazialer Module.

Fazit zum Einsatz bifazialer Solarmodule

Ein Ertragszuwachs durch bifaziale Solarmodule ist definitiv messbar. Wie groß der tatsächliche Nutzen ist, hängt vom Einsatzfall ab. Der reale Zuwachs wird um so größer,

  • je größer der Anteil an diffusem Licht am Gesamtertrag ist
  • desto mehr Licht die Rückseite der Solarmodule erreicht

Das Löwendach ist also ein ideales Szenario für bifaziale Solarmodule. Insbesondere dann, wenn der Ertrag weniger aus direktem Sonnenlicht stammt, sondern mehr aus diffusem Streulicht. Gerade in den saisonfernen Monaten mit tiefstehender Sonne und starker Bewölkung dürfte der Effekt um so ausgeprägter sein.

Weniger sinnvoll ist der Einsatz bei konventioneller Dachmontage, bei der die Rückseite der Module quasi immer im Schatten liegt. Hier ist es sinnvoller, in leistungsstärkere monofaziale Module gleicher Baugröße zu investieren.

Wir hoffen, dass dir dieser Beitrag gefallen hat. Kennst du schon die anderen interessanten Editorials?

Und hier alle Beiträge aus unserem Solar-Wiki zum Thema “Grundlagen”

Sowie alle Beiträge aus unserem Solar-Wiki zum Thema “Konzeption”

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner