Lohnt sich eine Solaranlage für Eigenheimbesitzer?

Vor dem Hintergrund der Energiekrise ist die Frage im Jahr 2024 aktueller denn je: Lohnt sich für Hausbesitzer eine Solaranlage auf dem Dach?

In den meisten Fällen lautet die Antwort sicher “Ja” – aber eben nicht in jedem Fall. Vor der Entscheidung für- oder gegen eine Solaranlage sind Fragen zu klären wie:

  • Mit welchem Jahresertrag kannst du rechnen
  • Was steht für dich im Vordergrund: Einspeisen oder Eigenbedarf?
  • Was passt besser zu dir – Do It Yourself – oder eine schlüsselfertige Lösung?
  • Welches Anschaffungsmodell passt für dich: Kauf oder Miete?
  • Wann amortisiert sich die Anlage – bzw. welcher Gewinn ist zu erwarten?
  • Wie steht es mit der Technik – welche Komponenten brauchst du?
  • Welche Ausrichtung hat dein Dach – gibt es mögliche Probleme mit Verschattung?
  • Welche Bauvorschriften stehen einem ökonomischen Betrieb der Anlage möglicherweise entgegen (z.B. Abstandsregel)?

In diesem Beitrag klären wir Schritt für Schritt alle wichtigen Fragen zum Thema “Solaranlage – Ja oder Nein”. Der Fokus der Diskussion liegt hierbei auf kleinen bis mittleren Solaranlagen für Eigenheime. Hintergrund ist, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung für Eigenheim Solaranlagen völlig anders aussieht, als es für große Anlagen der Fall ist.

Mit wieviel Jahresertrag kannst du rechnen?

Der Jahresertrag ist die Gesamt-Energiemenge, die eine Solaranlage in einem Jahr liefern kann. Natürlich ist das abhängig von vielen Faktoren, wie Standort und Art der Anlage. Es gibt aber recht gute Richtwerte, mit denen du den Ertrag deiner zukünftigen Solaranlage kalkulieren kannst.

Als Faustformel kann man pro Kilowatt Peak zwischen 800 – 1200 Kilowattstunden annehmen.

Der Durchschnittswert gilt für ideale Bedingungen – also einer Dachausrichtung nach Süden mit einer Dachneigung zwischen 35 – 45 %. Im Norden Deutschlands fällt der durchschnittliche Ertrag mit 800 kWh / kW Peak am geringsten aus – im Süden Deutschland ist der Ertrag mit bis zu 1100 kWh / kW Peak am höchsten.

Beispiel: Du besitzt eine typisches Reihenhaus in Mitteldeutschland mit Südausrichtung. Auf dein Dach passen 16 Solarmodule a 415 W Peak (Hinweis: In unserem Wiki-Beitrag “Solarmodule” findest du eine Menge nützliches Hintergrundwissen zu Fachbegriffen wie Peak-Leistung oder Kilowatt). Du hast also eine Gesamt-Peak-Leistung von 6,6 kW. Du kannst mit einem Ertrag von mehr als 6600 Kilowattstunden (kWh) im Jahr rechnen.

Einspeisen oder Eigenbedarf?

Diese Frage gehört zu den meistdiskutierten Themen in einschlägigen Solar-Foren, wobei in schon beinahe religiösem Eifer diametrale Meinungen aufeinander treffen. Das lässt vermuten, dass die Frage nicht mit einen einfachen Ja oder Nein beantwortbar ist. Es kommt darauf an. Aber der Reihe nach:

Einspeisung

Im Vordergrund steht hier die Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz. Für das Einspeisen erhält der Betreiber der Solaranlage eine Einspeisevergütung, welche im “Erneuerbare Energien Gesetz” (EEG) geregelt ist.

Das EEG trat erstmals im Jahr 2000 in Kraft. Für damals errichtete Solaranlagen erhielt man eine Vergütung von etwa 50 Cent pro Kilowattstunde. Der Vergütungssatz sank allerdings bis heute kontinuierlich. Man spricht hier auch von einer Degression. Heute erhält man zwischen 7 – 8 Cent (*1). Dieser Vergütungssatz gilt für sog. Überschuss-Einspeiser, und Anlagen kleiner 10 kW Peak.

Als Überschusseinspeisung wird die für Eigenheime typische Kombination aus Eigenverbrauch und Einspeisung bezeichnet. Wird hingegen nichts von der erzeugten Solarenergie selber verbraucht, spricht man von “Volleinspeisung”. Voll-Einspeiser erhalten zusätzliche 4,8 Cent – also insgesamt 13 Cent / kWh.

Der Vergütungssatz wird regelmäßig von der Bundesregierung festgelegt. Für den Betreiber einer Solaranlage ist die jeweils aktuell gültige Einspeisevergütung dann vom Zeitpunkt der Anmeldung für 20 Jahre garantiert. Diese Festlegung ermöglicht dem Betreiber eine langfristige Planungssicherheit.

Bis 2022 galten die Einnahmen durch den Betrieb einer Solaranlage noch als Einkommen im steuerrechtlichen Sinn, und musste in der Einkommenssteuererklärung als Einkunft angegeben werden. Mit der 2024er Neufassung des EEG ist diese Regung für Anlagen kleiner 30 kW Peak weggefallen. Der Ertrag für solche Anlagen ist also steuerfrei.

Kosten Nutzen Rechnung für Solaranlagen mit Einspeisung

Wichtigste Kenngrößen für eine Kosten-Nutzen Rechnung einer Solaranlage sind:

  • Jahresertrag: Der Jahresertrag deiner Solaranlage lässt sich mit der Faustformel “kW-Peak x 1000” (siehe Jahresertrag) recht leicht abschätzen.
  • Vergütung: Mit dem Jahresertrag ist es ebenso einfach, die Vergütung zu errechnen. Der Jahresertrag wird multipliziert mit dem aktuellen Vergütungssatz. Bsp: 6400 kWh x 0,086€ = 550,40 € pro Jahr
  • Anschaffungskosten: Das ist theoretisch ebenso einfach. Du benötigst nur ein Angebot für eine schlüsselfertige Solaranlage. Allerdings gibt es hier enorme Unterschiede. Um das passende Angebot anfordern zu können, solltest du zunächst einige Grundsatzfragen klären. Darum geht es in den folgenden Abschnitten.

Eigenbedarf

Hier steht der Eigenverbrauch der erzeugten Solarenergie im Vordergrund. Die Einspeisung ins öffentliche Netz ist entweder zweitranging – oder sogar unerwünscht.

Technische Voraussetzung für praktisch nutzbaren Eigenverbrauch ist Solarspeicher. In den Beiträgen unseres Solarbringer-Wikis “Wo bleibt der Solarspeicher“, und “PV-Anlage mit Solarspeicher” findest du dazu viel Hintergrundwissen mit konkreten Beispielen.

Während beim Einspeisemodell die Höhe der Vergütung in direkten Verhältnis zum Ertrag steht, ist die Rechnung beim Eigenverbrauch schwieriger. Grundsätzlich geht es um die Menge der eingesparte Energie. Natürlich spielt der Solar-Ertrag der Solarmodule hierbei eine wichtige Rolle. Hinzu kommt jedoch ein generelles Dilemma der Solartechnologie:

Energie wird nur produziert, wenn die Sonne scheint.

Wenn dann aber die Sonne scheint, wird so viel Energie auf einmal produziert, dass ein normaler Haushalt diesen Strom nicht verbrauchen kann. Deshalb gibt es Solarspeicher. Die überschüssige Energie wird nicht ins Netz eingespeist, sondern im Solar-Akku “geparkt”. Diese gespeicherte Energie wird dann am Abend wieder “hervorgeholt” und im Haushalt verbraucht. Daher der Begriff “Eigenverbrauch”. Jede auf diese Weise verbrauchte Kilowattstunde Solarenergie ist eine gesparte Kilowattstunde.

Produzierte Solarenergie selber zu verbrauchen lohnt sich. Eine eingesparte Kilowattstunde Energie spart dir aktuell 40 Cent – speist du diese Kilowattstunde stattdessen ins Netz ein, erhältst du nur 8 Cent. Vielleicht fragst du dich nun:

Warum wird dann überhaupt noch eingespeist?

Der Grund ist der Solarspeicher. Möchtest du möglichst viel Solarenergie im eigenen Haushalt verbrauchen, benötigst du viel Speicher. Die einzige praxistaugliche Technologie hierfür ist Lithium-Ferrit-Phosphat – auch LiFePO4, oder kurz LFP (siehe auch unseren Wiki-Beitrag “Solarspeicher“). LFP Akkus jedoch sind teuer. Ein kurzer Blick auf Google zeigt: Marktüblich sind etwa 300 € / kWh Speicherkapazität. Stellt sich die Frage: Ist das viel?

Es kommt darauf an. Denn für eine nennenswerte Menge an Eigenverbrauch sollte der Solarspeicher eine Kapazität von mindestens 80% des Haushalt-Tagesbedarfs besitzen (Weshalb das so ist, schau in den Infokasten).

Zum Glück hat sich die Speicher-Situation über die letzten Jahre komplett gewandelt. Während man vor 4 Jahren noch Speicherkosten von 1000€ / kWh ansetzen musste, sieht die aktuelle Situation deutlich besser aus. 90% aller LiFePO4 Akkus kommen aus Fernost – die meisten davon aus China. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage und des attraktiven Marktes wurde die Produktion von LFP Speicherzellen dort signifikant erhöht. Das Resultat sind sinkende und günstige Speicherpreise von ca. 300 €/ kWh Solarspeicher. Nimmt man z.B. einen Tagesbedarf von 12- 14 kWh für ein Einfamilienhaus, so kommt man auf einen Solarspeicher von etwa 10 kWh. Das wären dann 3.000 € für den Speicher, was im Verhältnis zum Gesamtprojekt OK ist.

Übrigens: Im unserem Partner-Discount-Portal “Solar-Billiger.de” findest du Solarspeicher in Top-Qualität zum Discountpreis. Ein Besuch lohnt sich!

Das Energiespar- und -Kosten Motiv

Hier geht es um die maximal mögliche Einsparung von Energiekosten. Vor dem Hintergrund der Energiekrise, möchtest du dein eigener Stromproduzent sein.

Die Rechnung ist relativ simpel: Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde Solarenergie, hat aktuell einen Gegenwert von 0,43 € (Stromtarif Stand 11/2022 für Neukunden lt. Verivox). Tendenz steigend.

Der Kostenaspekt:

Demgegenüber stehen die Anschaffungskosten deiner Solaranlage, sowie die erwünschte Laufzeit – sprich Haltbarkeit der Einzelkomponenten. D.h. – je weniger die Solaranlage dich kostet, und je hochwertiger die Komponenten sind – desto mehr Energiekosten kannst du sparen.

Der Löwenanteil der Anschaffungskosten liegt bei den Solarmodulen und dem Solarspeicher. Der oder die Inverter machen nur den kleineren Teil der Gesamtkosten aus (*3).

Die Solarmodule sind im Hinblick auf die Haltbarkeit unkritisch. Du wirst in diesem Leben vermutlich nur einmal Solarmodule anschaffen, weil sie praktisch nicht kaputtgehen. Nicht umsonst geben Hersteller je nach Modul mehr als 10 Jahre Funktionsgarantie und bis zu 25 Jahre sog. Peak-Power Garantie auf ihre Solarmodule. Solarmodule sind heute so günstig wie noch nie. In der Summe sind die Modulkosten im Gesamtpaket jedoch nicht zu unterschätzen.

Der Batteriespeicher ist zugleich die teuerste Komponente der Anlage, und die Komponente mit der kürzesten Lebenszeit. Die Geräte der Top-Klasse erreichen eine Lebensdauer von ca. 6000 Zyklen. Nimmt man pro Tag einen Zyklus (Aufladen und Entladen) an, erreichen heutige LiFePO4 Akkus der Top-Klasse eine Lebensdauer von 16 Jahren (*4).

Mal durchgerechnet: Ein realistisches Beispiel:

  • Du hast ein Reihen- oder eine Doppelhaushälfte mit Südausrichtung.
  • Du wirst abhängig vom Haustyp und baulichen Besonderheiten (z.B. Dachfenster) maximal 16 Standardmodule a 415 W auf dein Dach bringen. Das sind 6,6 kW Peak.
  • Du hast einen Jahresverbrauch von 5000 kWh. Pro Tag verbrauchst du also ca. 14 kWh. Deine Solarmodule können Dir in 3 Sonnenstunden am Tag realistische 16 kWh liefern. Allerdings NUR DANN, wenn du diese Energie auch speichern kannst.
  • Wenn wir davon ausgehen, dass einige deiner elektrischen Dauerverbraucher wie z.B. Kühlschrank oder PC im Home-Office bereits während des Sonnenscheins Strom verbrauchen, dann wäre ein Solarspeicher mit 10 kWh nicht überdimensioniert.
  • Mit dieser Konfiguration schaffst du es, einen Großteil deiner Energie selber zu produzieren. Die genaue Menge ist abhängig von Lage, Dachneigung, und natürlich dem Wetter. Eine realistische Schätzung sind 75% deines Jahresverbrauchs. Du erzeugst also über das Jahr 3750 kWh.
  • Setzt man aktuelle Stromkosten von 34 Cent / kWh an (Stand 04 / 2024), so sparst Du pro Jahr über 1275 Euro.
  • Rechnen wir mit einer Lebensdauer des Solarspeichers von 16 Jahren, ergibt sich eine Einsparung von mehr als 20.000 Euro über diese Laufzeit. Die reale Ersparnis wird allerdings höher sein, weil der Strompreis über die Jahre gesehen steigen wird. Dazu kommt, dass die reale Lebensdauer deiner PV-Anlage deutlich über den angenommenen 16 Jahren liegt. Die Solarmodule z.B. sind mit 25 Jahren angegeben.

Fazit zum Energiespar- und -Kosten Motiv: Am obigen Beispiel wird deutlich, dass sich eine PV-Anlage mit Speicher für den Eigenverbrauch lohnt. Je eher du loslegst, desto besser. Und wann, wenn nicht jetzt?

Das Blackout Motiv

Beim Blackout-Motiv steht die Autarkie im Vordergrund. Gehen beim Nachbarn die Lichter aus, bleiben bei dir die Lichter an. Ein totaler Blackout in naher Zukunft ist nicht gänzlich unwahrscheinlich. Es gibt eine Reihe seriöser Fachleute, die ein solches Szenario auch in Deutschland für durchaus möglich halten. Mit einer PV Inselanlage mit Netzunterstützung bist du auf der sicheren Seite. Allerdings sollte dir das höhere Maß an Sicherheit einen großen Solarspeicher wert sein. Die Rechnung ist ganz einfach: Überlege, wie viele Tage dich deine PV-Anlage im Blackout Fall bei schlechtem Wetter versorgen soll. Multipliziere die Größe deines Energiespar-Solarspeichers mal Anzahl der autarken Tage. Beispiel: Dein Solarspeicher aus dem vorigen Beispiel besitzt eine Kapazität von 10 kWh. Du möchtest im Blackout Fall eine Schlechtwetterperiode von 3 Tagen überstehen. Dann benötigst Du einen Solarspeicher mit der Kapazität von 30 kWh. Das ist in der Tat viel und teuer. Andererseits hat Sicherheit seinen Preis. Tipp zu den Blackout-Überlegungen: Vor einer Entscheidung den Roman “Blackout” von Marc Elsberg lesen. Megaspannend und außerordentlich aufschlussreich.

Das Umwelt Motiv

In diesem Punkt sind sich alle einig: Die Umwelt muss geschützt werden. Viele Menschen, die den Klimawandel gestern noch belächelt haben, machen sich heute ernsthaft Sorgen um unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder. Mit einer PV-Anlage kannst du mithelfen, die Welt ein Stück klimafreundlicher zu machen. Immerhin bedeutet jede eingesparte Kilowattstunde weniger Kohlenstoffausstoß, und jedes eingesparte Kilogramm CO2 hilft der Umwelt (*5). Warum nicht sparen, und gleichzeitig die Umwelt schützen. Also mach mit, und starte noch in diesem Jahr dein persönliches Solar Umweltschutz Projekt. Übrigens: Mit der oben berechneten Beispielanlage sparst du in 16 Jahren mehr als 30 Tonnen CO2 ein.

Legende:

*1) Die Einspeisevergütung für Anlagen bis 10 kWp und Teileinspeisung beträgt aktuell zwischen 7 – 8 Cent pro kWh. Basis für die Berechnung der Vergütungssätze ist zwar das “Erneuerbare Energien Gesetz” – die Zahlen hierfür errechnen sich jedoch nicht gerade transparent aus unterschiedlichen Angaben des EEG. So findet man unterschiedliche Angaben in verschiedenen Quellen (z.B. 8,6 Cent anstatt 8,2 Cent). Verlässliche Informationen sind u.a. auf der Seite des Verbraucherschutzes im Beitrag “EEG 2024: Das ändert sich für Photovoltaik-Anlagen” zu finden.

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